Foxconn – Apple soll es richten3 min read

Apple 30. Mai 2010 3 min read

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Foxconn – Apple soll es richten3 min read

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Schockiert hat Europa erfahren, dass es in diesem Jahr bisher elf Selbstmorde in einer chinesischen Fabrik des taiwanesischen Hersteller von Elektronik- und Computer-Teilen Foxconn gab. Für mich persönlich ist es immer wieder erschreckend und unbegreiflich wie aussichtslos eine Situation für einen Menschen sein muss, dass sich dieser das Leben nimmt.

Diese Vorfälle haben einmal mehr die Aufmerksamkeit der Amerikaner und Europäer nach China gelenkt. In China werden nicht einfach aus Spass günstige Teile für den Weltmarkt hergestellt. Die günstige Fertigung geht nur in dem man den Umweltschutz missachtet und die Arbeiter bis an die Grenzen des Machbaren ausnutzt. Bei Foxconn selber gibt es eine ganze Reihe von militärischen Regeln welche die Mitarbeiter einhalten müssen:

  • Alle Mitarbeiter leben auf dem Gelände der Firma und dürfen diese nur mit Bewilligung verlassen.
  • Am Arbeitsplatz darf nicht gesprochen werden.
  • Die Arbeiter dürfen nur nach einem bestimmten Plan auf die Toiletten.
  • Gearbeitet wird 12h am Tag und 6 Tage pro Woche.
  • Arbeiter müssen sich Beschimpfungen und Mobbing der Vorgesetzten gefallen lassen.

Dank der Medienpräsenz hat das Unternehmen reagiert, jedoch anders als gedacht. Das Foxconn-Management liess den Sklaven Mitarbeiter einen Vertrag zukommen, in dem sie sich schriftlich verpflichten müssen, keinen Selbstmord zu begehen. Weiter erlaubten sie mit ihrer Unterschrift dem Unternehmen, sie „zum eigenen Schutz und dem anderer“ in eine psychiatrische Klinik zu schicken, sollten sie in einer „anormalen geistigen oder körperlichen Verfassung sein“. Also wurde einmal mehr militärisch reagiert.

Das Vorgehen war natürlich nicht für die Öffentlichkeit gedacht. Denn dafür hat man sich etwas netteres überlegt: Eine Gehaltserhöhung von 20%! Mit mehr Geld sollen die Arbeiter eine positivere Lebenseinstellung gewinnen. Ãœbrigens, das Gehalt beträgt aktuell rund 106 Euro pro Monat im Durchschnitt!

Das Unternehmen wird auch nicht müde darauf hinzuweisen, dass die Selbstmordrate in China ansonsten wesentlich höher ist. Normalerweise töten sich in China 13 Personen von 100’000 Einwohner. Somit liegt die Fabrik mit 300’000 bis 400’000 weit unter dem Schnitt. Ãœbrigens, eine höhere Selbstmordrate hat unter anderem auch die Schweiz. Da töten sich rund 24 Personen pro 100’000 Einwohner im Jahr.

Apple soll es nun richten
Mir ist aufgefallen, dass die Medien in erster Linie immer Apple als Kunde von Foxconn nennen. Etwas vergessen geht die Tatsache, dass rund  75% aller Intel Produkte bei Foxconn hergestellt werden. Ebenso werden alle Rechner für die amerikanische Computerfirma Dell dort hergestellt und auch HP gehört zu den grossen Kunden. Weiter werden die Sony-PlayStations und Mobiltelefone namhafter Anbieter in den Werken gebaut. Und trotzdem hört man immer nur von einem iPhone-Boykott oder ähnlichem.

Ich persönlich nenne das, den Greenpeace-Effekt. Greenpeace hat die beliebte und medienwirksame Marke Apple auserkoren um auf die umweltschädlichen Bauteile in Computer hinzuweisen. Obwohl andere Hersteller wie Nintendo schlechtere Ergebnisse hatten, wurde immer auf Apple hingewiesen. Inzwischen hat Apple reagiert, die Computer umweltfreundlich gemacht und nutzt im Gegenzug nun jede Gelegenheit darauf hinzuweisen, wie grün die Computer doch sind.

Jetzt wird es an der Zeit, dass Apple auch in China aufräumt. Apple hätte nun die Chance dem Unternehmen eine neue Firmen-Philosophie aufzuzwingen im Umgang mit den Mitarbeiter. Natürlich könnte Apple dann wieder in der Werbung prahlen, dass die Computer nicht nur grün sind, sondern auch unter fairen Bedingungen geschaffen wurden! Doch wäre das nicht wieder eine Art von Diktatur, wenn Apple der Foxconn sagt, wie man mit den Mitarbeiter umzugehen hat?

Mein persönliches Fazit
Apple steht gerne im Mittelpunkt der medialen Berichterstattung und muss nun die Konsequenz daraus ziehen! Europa und Amerika hätten nun die Chance in China den Menschen etwas mehr Rechte zu geben. Ich hoffe inständig, dass die Firmen wie Apple, Dell, Intel, HP, Sony und Foxconn die Missstände selber aus der Welt schaffen bevor die Konsumenten mit Boykotten die Hersteller dazu zwingen müssen. Denn zuletzt verliert wieder die Bevölkerung von China wenn keine Aufträge mehr kommen… Die Mitarbeiter werden einfach entlassen.

Quellen:

Renato Mitra ist ein leidenschaftlicher Vollblut-Blogger. Apple Experte. MINI Fan. Kommuniziert leidenschaftlich gerne über digitale Kanäle. Ansonsten: Try, fail, think, learn, repeat.