Apple, das iPhone und der Suizid eines Chinesen3 min read

Apple 25. Juli 2009 2 min read

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Apple, das iPhone und der Suizid eines Chinesen3 min read

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In den vergangenen Tagen wurde ich durch zahlreiche Kanäle von ApfelBlog-Leser gefragt, was ich zu der Geschichte „iPhone-Prototyp verloren und Suizid begangen“ denke. Gerne möchte ich meine Gedanken zu dem Fall mit Euch teilen.

Wir alle wissen das Apple grossen Wert auf Verschwiegenheit legt. Um Produkte, Neuerungen und Entwicklungen wird ein Mantel des Schweigens gelegt. Damit das auch bei allen Mitarbeiter klappt, braucht es harte Strafen für undichte Stellen. Mitarbeiter welche gerne einmal zu viel gegenüber den Medien verplappern oder im Blog das die eine oder andere Neuerung verraten werden sehr schnell entlassen. Ob es noch weitere, finanzielle Strafen gibt ist mir leider nicht bekannt.

Die Geheimhaltungen gelten natürlich auch für die Produzenten und Zulieferer von Apple. Zwischen den beiden Unternehmen gibt es sicher vertragliche Vereinbarungen, wonach das Unternehmen einen Schadenersatz an Apple bezahlen muss wenn Betriebsgeheimnisse verkauft werden. Eines dieser Unternehmen ist Foxconn in Taiwan. Foxconn stellt für Apple das iPhone in grossen Massen her. Der Mitarbeiter Sun Danyong, ein 25-jähriger Chinese, hatte den Auftrag 16 iPhone Prototypen der vierten Generation an Apple zu liefern. Dabei ist dem jungen Mann eines der Geräte abhanden gekommen worauf andere Foxconn-Angestellten, entgegen dem chinesischen Recht, die Wohnung von Danyong auf den Kopf gestellt haben und gewalttätig wurden. Einen Tag nach dem Vorfall hat sich Sun Danyong aus dem zwölften Stock eines Appartementhauses in Guanlan gestürzt und war sofort tot. Apple selber hat bisher nur den Tod des Foxconn-Angestellten bestätigt und ist über den Vorfall geschockt. Apple fordert eine lückenlose Aufklärung der Ereignisse. Weiter betonte eine Sprecherin von Apple „von all seinen Zulieferern erwartet, dass sie ihre Mitarbeiter mit Würde und Respekt behandeln“. Man will jetzt aber warten bis die Ermittlungen abgeschlossen sind und sich erst dann wieder zu dem Fall äussern. Ãœbrigens hat auch Foxconn reagiert und den verantwortlichen Sicherheitsmann suspendiert, welcher für die Untersuchung gegen Sun Danyong leitete und übergab ihn den chinesischen Behörden.

Die asiatischen Länder sind dafür bekannt, dass die Strafen wesentlich härter ausfallen als bei uns im Westen. In den meisten Länder, übrigens auch in arabischen Staaten, heisst es immer noch: „Die Firma weiss, was gut für den Mitarbeiter ist. Und genau das hat er zu tun!“ Ein gutes Beispiel dafür ist auch das Bankgeheimnis von Singapur. Warum wohl ist das Bankgeheimnis in Singapur wesentlich sicherer als in Liechtenstein oder in der Schweiz? Was passiert einem europäischen Banker schon, wenn er mal eben ein paar tausend Bankkunden an fremde Regierungen verkauft? Nicht im Gegensatz was die asiatischen Banker durchmachen müssen. Die verschwinden nämlich schnell einmal ein paar Jahre in den Gefängnissen von Singapur. Für viele bedeutet das die inoffizielle Todesstrafe.

Ob die Strafen für undichte, oder tollpatschige, Foxconn-Mitarbeiter auch so grausam sind, so dass sich ein Suizid für den Chinesen aufgedrängt hat? Oder gibt es andere Zusammenhänge? Man weiss es nicht und kann sich wohl erst ein Bild machen wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind. Einmal mehr darf die Globalisierung in Frage gestellt werden.

Renato Mitra ist ein leidenschaftlicher Vollblut-Blogger. Apple Experte. MINI Fan. Kommuniziert leidenschaftlich gerne über digitale Kanäle. Ansonsten: Try, fail, think, learn, repeat.